· 

Zur Rezeption von Musik

Allgemein wird davon ausgegangen, dass jegliche Musik auch dafür geeignet ist, von einem gewissen interessierten Publikum rezipiert, sprich angehört zu werden. Dies gilt als selbstverständlich.

 

Da fragt sich doch, ob es diesbezüglich nicht doch irgendwelche Ausnahmen gibt. Manch einer wird jetzt vielleicht an Musik denken, die schlicht keine Qualität besitzt und daher nicht wert ist gehört zu werden, aber solche Art von Musik sei an dieser Stelle bewusst ausgenommen.

 

Mir kommt eher ein Abend in den Sinn, an dem ich mich zu einer Jazz-Session begab. Ich hatte mir vorgestellt, bei einem kühlen Bier angeregt interessanten Jazz-Klängen lauschen zu können.

Was dann folgte, entsprach jedoch nicht so ganz meinen Erwartungen. Auf der Bühne spielten fünf Musiker ihre Instrumente, und das jeder für sich genommen nicht unbedingt schlecht. Allerdinges war mein Eindruck, dass jeder Musiker im Grunde einfach drauf los spielte, ohne auf das Spiel seines Mitspielers Bezug zu nehmen. Es war eine Musik, die für mein Ohr komplett chaotisch war und keinerlei Regeln folgte. Es handelte sich um Free-Jazz.

 

Ich habe mich eine Zeitlang bemüht, mich einzuhören, aber irgendwann für mich entschieden, dass mich die Musik nur nervt. Anschließend habe ich mich gefragt, was da passiert war. Lag es an mir, dass ich keinen Zugang zur Musik gefunden hatte? Hatte ich vielleicht irgendwas an ihr nicht verstanden? Ich kann dies nicht ausschließen. Aber möglicherweise verhält es sich auch so, dass solche Art von Musik einfach nicht dazu geeignet ist, einfach nur "passiv" gehört zu werden.

 

Um mich an diesem Punkt verständlich zu machen, möchte ich ein Beispiel geben. Angenommen, eine Gruppe von kleinen Kindern holt alle Töpfe aus dem Schrank und fängt an, darauf wie wild herum zu trommeln. Man kann sich vorstellen, dass die Kinder dabei einen riesigen Spaß haben. Es ist jedoch auch nicht verwunderlich, wenn die Mutter irgendwann herbeieilt und dem Ganzen Einhalt gebieten möchte, weil diese Art von Musik ihre Nerven zu sehr strapaziert. Das ist ebenso verständlich. Gesetzt den Fall, die Kinder schaffen es, die Mutter dazu zu bringen, beim Topfschlagen mitzumachen, kann man sich jedoch auch vorstellen, dass alle zusammen noch eine Weile weitermachen und die Mutter sich auch dabei amüsiert.

 

Übertragen auf die zuvor beschriebene Free-Jazz-Session könnte dies bedeuten. Die Free-Jazz-Musiker hatten mit Sicherheit Spaß dabei, auf der Bühne mal richtig dem Chaos freien Lauf zu lassen und alle Regeln geordneten Musizierens zu brechen. Für denjenigen, der jedoch nur zuhört, kann dies jedoch unerträglich sein, sofern er nur zuhört und nicht mitmacht.

 

In einem solchen Fall könnte es sich meines Erachtens um Musik handeln, die für das reine, passive Rezipieren nicht geeignet ist