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"Hurz"

Vor ein paar Tagen erzählte mir eine Schülerin, dass sie in der Kölner Philharmonie gewesen sei. Im Rahnen eines Konzertprogrammes sei dort unter anderem ein modernes Stück aufgeführt worden, zu dem sie jedoch leider keinen Zugang gefunden hätte. In diesem Zusammenhang hätte sie sich an das Stück "Hurz" von Hape Kerkeling erinnert gefühlt.

 

Die Erwähnung dieses Stücks von Hape weckte spontan mein Interesse, denn ich habe mich bereits des Öfteren gefragt, was es damit eigentlich musikalisch auf sich hat.

Zunächst einmal finde ich auffällig, dass  dieses Stück nach all den Jahren noch im allgemeinen Gedächtnis verblieben ist, und man fragt sich, wieso das so ist.

So wie Hape bei anderer Gelegenheit als falsche Königin "Beatrix" die Leute an der Nase herumgeführt hat, sollte mit "Hurz" ja bekanntlich das moderne Konzertpublikum hinters Licht geführt werden. Der Witz sollte der sein, dass Hape sich als falscher Opernsänger ausgibt, um im Rahmen eines Gesprächskonzertes ein selbst erfundenes modernes Lied mit Klavierbegleitung darzubieten, und dasselbe im Anschluss vom Publikum analysieren zu lassen.

 

Das Komische an dieser Darbietung sollte demnach sein, dass Hape dem Publikum vorgaukelt ein Opernsänger zu sein und gleichzeitig ein Musikstück als ernste Musik darzubieten, dass dieses Kriterium nicht erfüllt.

Hier fragt sich nun, ob sich Hape diesbezüglich nicht letztlich selbst etwas vorgemacht hat, denn ich bin der Ansicht, dass das Stück "Hurz" keineswegs so unsinnig ist, dass man ihm den Kunstcharakter und seine musikalische Wirkung einfach absprechen könnte. Wäre "Hurz" keine Kunst, so wäre es nicht Bestandteil des allgemeinen Gedächtnisses, denn dies bezeugt, dass das Stück auf den Zuhörer wirkt. Und Musik, die wirkt, muss man als Kunst ansehen, oder nicht?

Letztlich hat es demnach den Anschein, als wäre Hape gewissermaßen eine Komposition gelungen, die durchaus ernst zu nehmen ist, obwohl er dies nach außen offensichtlich nicht intendiert hat, Kunst wider Willen sozusagen.